Sonntag, 19. Februar 2017

Die Berlin-Tumulte: Und wieder einmal ist der Schiri der Sündenbock...

 

Der Schluss-Akkord des Spiels der Herthaner gegen die Bayern passte in seiner Dramatik nicht zu den vorher eher trägen 90 Minuten. Es war ein finale furioso, für die Hertha tragisch, für die Bayern unerwartet glücklich. Kein Wunder, dass auf beiden Seiten die Emotionen wie ein Vulkan ausbrachen und nicht mehr zu stoppen waren. Selbst nach einer Zeit des Abkühlens sprachen Ibisevic und Dardai von einer ungerechtfertigten Ausdehnung der vorher schon signalisierten Nachspielzeit von fünf Minuten, der Spielführer der Berliner sogar von einer stetigen Bevorzugung des FC Bayern.

Skandalträchtig war vorher schon  das Bespucken von Ancelotti durch Zuschauer und die postwendende Reaktion des Trainers per Mittelfinger. Und auch Goalie Jarstein dürfte nicht ungeschoren davonkommen. Wenn erwiesen wird, dass er nach dem Ausgleichstreffer Xabi Alonso mit dem Ball förmlich abschießen wollte, wären die heftigen Reaktionen der Bayern zumindest erklärt. Mittendrin der Schiri, der diesen Nachmittag nicht vergessen wird und zum Mittelpunkt der Berliner Vorwürfe wurde. Grund genug, diesen einmal sachlich nachzugehen...

 Zeitschinderei

Die Dominanz weniger Vereine mit weit besseren finanziellen Möglichkeiten nimmt in allen nationalen Ligen quer durch Europa zu. So müssen die Konkurrenten zwangsläufig zu taktischen Mitteln greifen, um die Überlegenheit der mitunter hohen Favoriten reduzieren. Dazu gehört vor allem das Mittel der Spielverzögerungen wie in Berlin, deutlich in der zweiten Hälfte zu sehen. Entsprechend gibt es  für den Schiri die Möglichkeit der Nachspielzeit, die aber zwei verheerende Mängel aufweist. Erstens ist sie schwer bestimmbar, mitunter äußerst ungenau. Zum zweiten löst sie nicht das Problem, dass die Mannschaft, die auf eine Veränderung des Spielergebnisses drängt, schon deshalb benachteiligt wird, weil sie zu spät über die Dauer der Nachspielzeit erfährt und das Spiel vorher schon systematisch zerhackt wird.

Eine Information ist noch hinführend zum Hertha-Spiel. In bestimmten unteren Amateurklassen ist das Wiedereinwechseln von vorher ausgewechselten Spielern erlaubt. Ich kenne Schiedsrichter, die pro Wechsel eine Minute nachspielen lassen, um einem taktischen Missbrauch entgegenzuwirken…

In Berlin war im Moment des Freistoßes für die Bayern die angezeigte Nachspielzeit um rund 25 Sekunden überschritten. Aber diese Überschreitung kann der Unparteiische begründen, weil Hertha in der Nachspielzeit zwei zeitverzögernde Spielerwechsel vornahm.

Revolution

Es dauerte lange bis zur Einführung des Videobeweises. Vermutlich viel länger wird die Einsicht dauern, dass die Einführung einer effektiven Spielzeit im Profifußball die einzig mögliche Antwort auf elende Zeitschinderei und hier überforderte Schiedsrichter Ist!